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July 8, 2022

Hanftee – Abwarten und Hanf trinken

Beim Rauchen von Joints inhalierst Du durch den zugefügten Tabak 250 giftige oder krebserregende Substanzen. Klassische Edibles wie Space Cookies wiederum enthalten viel Fett und Zucker – beide Varianten sind also unter Umständen eher ungeeignet, wenn Du Cannabis aus gesundheitlichen Gründen konsumierst. Eine sanfte Alternative: Hanftee. Aber wie wirkt der Kräutertee und was gilt es bei der Zubereitung zu beachten?

Hanftee – Cannabis aufbrühen

Im Vergleich zu Bongs oder klassischen Tüten fristet Hanftee ein eher unbekanntes Randdasein. Schade! Denn richtig zubereitet verbinden sich hier die wohltuenden Eigenschaften eines Tees mit der beruhigenden oder anregenden Wirkung der Hanfpflanze. Weil Hanftee noch dazu gesund ist und durch seinen einzigartigen Geschmack besticht, lohnt es sich, der Sache eine Chance zu geben.

Wie wirkt Hanftee?

Je nachdem, für welche Sorte Du Dich entscheidest, entfaltet Hanftee eine unterschiedliche Wirkung: So tritt bei Nutzhanf aufgrund des niedrigen THC-Gehalts kein berauschender Effekt auf. Weil der Hanf jedoch reich an Vitaminen, Mineralien und meistens auch CBD ist, kann er dennoch zu mehr Wohlbefinden beitragen und psychoaktiv wirken.

Verwendest Du hingegen Indica-Hanf für Deinen Tee, erwartet Dich ein beruhigendes High, das in der Medizin gerne bei Schmerzen, Angstbeschwerden und zur allgemeinen Entspannung zum Einsatz kommt. Sativa-Sorten wiederum schärfen Deine Aufmerksamkeit und Deinen Fokus und lassen Dich in einen energetischen Zustand gleiten. Du möchtest mehr über die unterschiedliche Wirkweise der Cannabissorten erfahren? Lies unseren Artikel Sativa vs. Indica.

Der Hanf-Rausch kann sich also ganz unterschiedlich anfühlen. Eine Sache bleibt jedoch stets gleich: die Intensität des Highs.

Denn: Trinkst Du Cannabis-Tee, nimmt Deine Mundschleimhaut einen Teil des THCs auf – der erste „Hit“ setzt ein. Der Rest gelangt über den Verdauungstrakt in Deine Leber. Hier wird das ursprüngliche Δ-9-THC in 11-Hydroxy-THC verwandelt1 – eine Verbindung, die Deine Blut-Hirn-Schranke besonders leicht passiert und deswegen zum einen deutlich stärker und zum anderen deutlich länger wirkt.

Vor- und Nachteile von Hanftee

Jede Konsumform von Cannabis hat ihre Vor- und Nachteile. Hanftee sticht jedoch durch eine besonders sanfte Wirkung hervor, die gesundheitsbewussten Konsument:innen zugutekommt.

Vorteile Nachteile 
Rauchfreie und damit deutlich unbedenklichere Konsumoption – gerade für Menschen nützlich, die aus medizinischen Gründen auf Cannabis zurückgreifen

Auch im Vergleich zu anderen Edibles gesünder – der Tee kommt schließlich ohne den Zucker und das Fett aus, die in Space-Cookies stecken

Lange Wirkungsdauer – hält der Rausch bei einer Tüte nur zwei Stunden an, sind es bei Hanftee vier bis acht Stunden2

Meistens schnellerer Wirkungseintritt als bei anderen Edibles – ein Teil des THCs wird beim Trinken nämlich bereits von der Mundschleimhaut aufgenommen

Angenehmer Geschmack der Hanfblätter, ähnelt Kräutertees und erinnert an frisches Heu  
Segen und Fluch zugleich: Die längere Wirkdauer kann auch als Nachteil empfunden werden

Gefahr der Überdosierung: Weil der Hanf-Tee zeitlich verzögert wirkt, neigen unerfahrene  Konsument:innen dazu, die Dosierung vorzeitig zu erhöhen 

Medizinischer Nutzen von Hanftee

Für medizinische Zwecke kommen sowohl Indica- als auch Sativa-Sorten oder Hybride zum Einsatz. Erstere zeichnen sich durch einen niedrigeren THC- und einen höheren CBD-Gehalt aus. Damit wirken sie beruhigend, entspannend und schmerzstillend – sie sind also weniger bewusstseinserweiternd und haben einen größeren Effekt auf den Körper.

Sativa und Hybride wiederum vergrößern das Anwendungsspektrum, indem sie z.B. Übelkeit lindern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.

Als Tee zubereitet, ersparst Du Deiner Lunge mindestens 250 toxische Substanzen, die in Tabak und Blättchen stecken3. Darüber hinaus kann das heiße Wasser zu mehr Wohlbefinden beitragen, wie Du es auch von herkömmlichen Tees kennst – die Wärme tut gerade bei Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit gut.

Inwiefern Hanftee als Einschlafhilfe zum Einsatz kommen kann, bleibt in den wenigen vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten umstritten. Zwar berichten Konsument:innen von einem positiven Effekt auf verschiedene Schlafstörungen, die Studienergebnisse widersprechen sich allerdings. Darüber hinaus scheint sich ein langfristiger Cannabiskonsum sogar gegenteilig auszuwirken und Schlafprobleme zu fördern.4

Konsumierst Du THC-haltigen Hanftee aus medizinischen Gründen, solltest Du mögliche Wechselwirkungen im Blick behalten. Hier fehlt es weiterhin an wissenschaftlichen Daten, dennoch können die Inhaltsstoffe sich in ihrer Wirkweise beeinflussen. Weil Cannabis das Enzym Cytochrom P450 3A4 hemmt, könnten bei der Einnahme von Medikamenten jedoch unerwünschte Effekte auftreten.5 Das ist zum Beispiel der Fall bei:

  • Omeprazol
  • Pantoprazol
  • Risperidon
  • Clobazam6

Hanftee verzögert womöglich den Abbau von Schmerzmitteln wie Diclofenac und verstärkt die Intensität der Wirkung. Darüber hinaus ist sogar ein gravierender Einfluss auf die Wirksamkeit von Medikamenten möglich.7

Bist Du auf Arzneimittel angewiesen, solltest Du den Cannabiskonsum deswegen unbedingt mit Deine:r Ärzt:in besprechen – auch dann, wenn Du Dein Gras nicht auf Rezept beziehst. Nicht empfehlenswert ist Hanftee während der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Psychosen, Schizophrenie und der ischämischen Herzkrankheit.8

Decarboxylierung

Würdest Du die Hanfblüten einfach ins Tee-Ei geben und mit heißem Wasser übergießen, hättest Du bloß Dein Geld verschwendet. Denn: Durch das Überbrühen lösen sich die Wirkstoffe kaum.

In einer Carboxylgruppe eingeschlossen, muss diese zunächst aufgebrochen werden – und genau das passiert durch die Decarboxylierung: Die unwirksamen THC-A und CBD-A-Verbindungen verwandeln sich in wirksames THC und CBD.

Was kompliziert klingt, ist letztendlich ein Kinderspiel. Um die Wirkstoffe zu aktivieren, erhitzt Du das Cannabis einfach. Bei einer Tüte passiert das ganz nebenbei – wenn Du sie ansteckst. Möchtest Du Hanftee zubereiten, stehen Dir zwei Methoden zur Verfügung:

  1. Traditionelle Decarboxylierung: Du zerkleinerst die Hanfblüten, legst sie auf ein Backblech und bäckst das Cannabis 10 Minuten bei 140 Grad.
  2. Decarboxylierung während der Teezubereitung: Anstatt die Hanfblätter nur mit heißem Wasser zu übergießen, kochst Du sie eine Stunde lang auf. Verwende hierfür die kleinstmögliche Stufe Deines Herds.

Wie lange muss Hanftee ziehen?

Wie lange der Hanftee ziehen muss, hängt davon ab, mit welcher Methode Du das Cannabis decarboxylierst.

Zunächst im Backofen erhitzt, genügt es, die Blüten mit einem viertel Liter siedendem Wasser zu übergießen und 15 Minuten zugedeckt stehen zu lassen. Anschließend abseihen und genießen. Kochst Du das Cannabis auf, kannst Du den Tee nach der einstündigen Zubereitungszeit sofort trinken.

Andere Konsummöglichkeiten

Tüte, Bong oder Vaporizer – Möglichkeiten, Cannabis zu rauchen, gibt es viele. Das Problem: Auch wenn Du pures Gras in den Joint steckst, bleibt die Inhalation ungesund. Manchen Studien zufolge könnte Gras sogar noch mehr Schäden verursachen als Tabak8.

Um auch das letzte THC aus den Blüten zu holen, atmen Konsument:innen den Rauch oftmals besonders tief ein und halten ihn länger in der Lunge, als sie es bei einer normalen Zigarette tun würden.

Dass der berauschende Effekt dadurch stärker ausfällt, stimmt nicht – das Kribbeln und die Benommenheit gehen auf den Sauerstoffentzug zurück. Allerdings gelangen größere Schadstoffmengen in Deinen Körper9.

Kurz: Es gibt gute Gründe, auf andere Methoden zurückzugreifen – schließlich führen viele Wege zum High. Gesundheitlich unbedenklich sind zum Beispiel:

  1. Cannabistinkturen: Tinkturen enthalten extrahierte Pflanzenstoffe. Das Verfahren kommt schon seit Jahrtausenden zum Einsatz und beruht meistens auf Alkohol als Lösungsmittel. Weil anschließend wenige Tropfen der Tinktur genügen, handelt es sich trotzdem um eine vergleichsweise gesunde Konsummöglichkeit.
  2. Cannabiszäpfchen: Anders als oral eingenommene Arzneimittel, gelangen die Wirkstoffe aus Zäpfchen schneller in die Blutbahn – der Umweg über Magen, Darm und Leber bleibt aus. Als Trägermittel und um die Einführung zu erleichtern, bestehen Zäpfchen aus gehärteten Fetten. Diese schmelzen durch die Körperwärme und geben die Cannabinoide frei.
  3. Edibles: Hast Du Dein Cannabis decarboxyliert, kannst Du es sogar pur essen – dass sich THC nur im Zusammenspiel mit Fett löst, ist nämlich ein altes Ammenmärchen. Streue es zum Beispiel auf ein Brot oder rühre es in Deinen Joghurt. Frei von Zucker und anderen Zusätzen ist das eine der gesündesten Konsumformen.

Disclaimer 

Der Besitz, Anbau und Handel von und mit Marihuana zum privaten Gebrauch ist in Deutschland weiterhin. Es gilt das Betäubungsmittelgesetz. Zu medizinischen Zwecken ist Medizinalhanf seit 2017 unter strengen Auflagen freigegeben. Der Artikel ist keine Handlungsaufforderung und dient lediglich der Weitergabe von Informationen.

FAQ’s

Für was ist Hanftee gut?

Hanftee ermöglicht es Dir, THC besonders schonend zu konsumieren – getrunken statt geraucht, ersparst Du Deinem Körper etliche Schadstoffe. Deswegen kommt der Tee vor allem für medizinische Anwendungen zum Einsatz. Die Wirkweise hängt von der verwendeten Sorte ab. So kann sie beruhigend und schmerzstillend ausfallen – oder Deine Aufmerksamkeit und Kreativität boosten. Aufgrund der enthaltenen Vitamine sind Hanftees zudem gesundheitsfördernd und haben positive Effekte auf die Verdauung.

Kann man Hanftee jeden Tag trinken?

Verwendest Du CBD Hanftee aus Nutzhanf, spricht nichts dagegen. Weil dieser einen sehr geringen THC-Gehalt hat (maximal 0,2 Prozent), entfaltet sich hier allerdings keine berauschende Wirkung. Möchtest Du einen solchen CBD-Tee regelmäßig genießen, empfehlen wir Dir, Deiner Gesundheit zuliebe ein Produkt in Bio-Qualität zu kaufen.
Letztendlich könntest Du auch aus potenten Sorten einen täglichen Gute-Nacht-Tee brühen. Allerdings baut sich irgendwann eine Toleranz auf, sodass der gewünschte Effekt voraussichtlich ausbleibt und Du die Dosis erhöhen müsstest.

Warum kein Hanftee mehr?

Im März 2021 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass der Verkauf von Hanftee und CBD-Tee illegal ist – sogar dann, wenn die Produkte aus nahezu THC-freien Hanfblättern bestehen10.
Denn: Zwar setze durch den Aufguss mit Wasser kein Rausch ein, dieser ließe sich allerdings durch die Verarbeitung des Tees in Gebäck hervorrufen. Erstaunlicherweise finden sich jedoch genügend Shops, in denen man weiterhin Hanftee kaufen kann – die Umsetzung der Gesetzeslage bleibt also ungewiss.

Wann kommt die Wirkung von Hanftee?

Schon beim Trinken nimmt Deine Mundschleimhaut einen Teil des THCs auf – deswegen spürst Du den ersten Hit bereits nach 10 bis 15 Minuten. Der eigentliche Effekt des Hanftees lässt jedoch rund 90 Minuten auf sich warten. In dieser Zeit verwandelt Deine Leber das ursprüngliche Δ-9-THC in 11-Hydroxy-THC. Gelangt es über den Blutkreislauf ins Gehirn, setzt ein deutlich intensiveres und langanhaltendes High ein – der Rausch hält vier bis acht Stunden an.

Quellen

  1. Lynn Zimmer, John P. Morgan, Mathias Bröckers (2004): Cannabis Mythen – Cannbis Fakten, Eine Analyse der wissenschaftlichen Diskussion, https://books.google.de/books?id=cfJ3DwAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
  2. F. Grotenhermen (1999): Einige praxisrelevante Aspekte der Pharmakokinetik von THC, https://www.karger.com/Article/Abstract/57155
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg: Tabakrausch – ein Giftgemisch, https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/FzR_Giftgemisch.pdf
  4. Renée Martin-Willett, Ashley Master, L. Cinnamon BidwellSharon R. Sznitman (2022): Cannabis Use and Sleep, https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-030-67928-6_70-1?noAccess=true
  5. Jutta Hübner (2008): Komplementäre Onkologie, Supportive Maßnahmen und evidenzbasierten Empfehlungen, https://books.google.de/books?id=vE8iYUDfaBEC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
  6. Prof. Dr. Gerd Glaeske, Dr. Kristin Sauer (2018): Cannabis-Report, https://www.socium.uni-bremen.de/uploads/News/2018/180523_Cannabis-Report.pdf
  7. Caroline Turcotte, Marie-Renée Blanchet, Michel Laviolette and Nicolas Flamand (2016): Impact of Cannabis, Cannabinoids, and Endocannabinoids in the Lungs, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fphar.2016.00317/full
  8. ebd.
  9. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Positionspapier zum Vorhaben der Regierungskoalition, eine kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften zu realisieren (2022): https://pneumologie.de/storage/app/uploads/public/628/c6d/355/628c6d3556e3d256840121.pdf
  10. Bundesgerichtshof: Bundesgerichtshof entscheidet über Strafbarkeit des Verkaufs von Hanftee, https://www.bundesgerichtshof.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/2021066.html

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