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November 30, 2022

Mischkonsum – Was kann passieren?

Der Abend schreitet voran, es wird gelacht, Alkohol fließt… und Dich gelüstet es womöglich nach einem Joint. Ein paar Bier und etwas Gras– was ist schon dabei?

Mehr, als Du vielleicht denkst, denn: Mischkonsum kann eine Gefahr für Deine Gesundheit sein. Die Wirkungsweisen der jeweiligen Substanzen können sich gegenseitig verstärken und der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol kann unangenehme Folgen mit sich bringen.

Unabhängige Drogenberatungsstellen stehen Dir beratend und unterstützend zur Seite. Wenn Du Fragen zu Deinem Konsumverhalten hast oder Dich um eine Dir nahestehende Person sorgst, wende Dich zum Beispiel online an die Beratungsstelle Plan B.

Mischkonsum: Was ist das überhaupt?

Mischkonsum bezeichnet die Einnahme von mindestens zwei psychotropen Substanzen zur gleichen Zeit – welche das sind, spielt für die Definition keine Rolle. Besonders oft wird Alkohol mit weiteren Substanzen, beispielsweise Cannabis, Medikamenten oder Kokain, kombiniert.

Der Fachbegriff für Mischkonsum lautet „Polytoxikomanie“. 

Die gängisgsten Varianten des Mischkonsums

Letztendlich belastet jeder Mischkonsum Deinen Körper auf die eine oder andere Weise. Welche Risiken Du dabei eingehen möchtest, entscheidest Du als erwachsener Mensch jedoch selbst.

Alkohol und Nikotin

Der Mischkonsum von Alkohol und Zigaretten ist keine Seltenheit und viele Menschen stellen den Konsum nicht in Frage – lediglich frischgebackene Nichtraucher:innen berichten, dass der Verzicht auf Zigaretten besonders schwer fällt, wenn Alkohol im Spiel ist. Aber warum ist diese Kombination so verführerisch? Das liegt an der aufputschenden Wirkung des Nikotins: Die Substanz unterdrückt im basalen Vorderhirn den schlaffördernden Effekt vom Alkohol. Außerdem senkt Alkohol die Hemmschwelle und Du wärst nicht die erste alkoholisierte Person, die sich denkt: “Morgen hör’ ich wieder auf!”

Alkoholkonsum ist zwar nachweislich gesundheitsschädigend, dennoch ist Alkohol in der Gesellschaft so etabliert, dass auch der Mischkonsum beinahe zum guten Ton gehört. Das macht es aber nicht gesünder – im Gegenteil: eine Studie zu Speiseröhrenkrebs zeigt, dass der Mischkonsum von Alkohol und Zigaretten das Krebsrisiko um bis zu 23,9 fach erhöht.

Cannabis und Tabak 

Sich Joints mit Tabak zu drehen ist besonders im europäischen Raum recht gängig. Wusstest Du, dass Dein Rauscherlebnis dadurch beeinflusst wird?  Während Nikotin die Adrenalinausschüttung erhöht, regen die Cannabinoide Deine Blutzirkulation an – zusammen verstärken sie die Wirkung des Joints.

Das könnte auch daran liegen, dass Tabak ca. 45 Prozent mehr THC aus den Blüten lösen kann. Darüber hinaus dämpft die Kombination den „Couchlock-Effekt“ und schwächt die vernebelnden Wirkungen des Cannabis ab – Mischkonsument:innen sind also häufig etwas aktiver und erleben einen schnelleren Wirkungseintritt.

Die Kehrseite der Medaille: Der Mischkonsum vergrößert die Wahrscheinlichkeit, eine Cannabissucht zu entwickeln. Außerdem kann er Schwindel und Unwohlsein verursachen.

Was passiert bei Mischkonsum von Cannabis und…?

…Alkohol

Ein warmer Sommertag, Du liegst mit Deinen Freund:innen am See und der erste Joint hat bereits die Runde gemacht… Da schneien die Nachzügler:innen um die Ecke und bringen mit: Eiskaltes Bier – Du fragst Dich, ob es überhaupt eine gute Idee ist, jetzt Alkohol zu trinken? 

Die Frage stellst Du Dir vollkommen zu Recht, schließlich kann Alkohol das High nicht verstärken – allerdings verstärkt THC die Effekte des Alkohols. Mischkonsum von Cannabis und Alkohol kann also dazu führen, dass Du Dich betrunkener und benommener fühlst oder mehr Schwierigkeiten hast, dich zu konzentrieren. 

Gleichzeitig nehmen Reaktionsvermögen und geistige Leistungsfähigkeit ab – und damit die Wahrnehmung für die Warnsignale Deines Körpers. So passiert es vielleicht, dass Du zu viel rauchst oder trinkst. Die möglichen Folgen des Mischkonsums: Schwindel, Übelkeit und Erbrechen bis hin zum Kreislaufkollaps. Außerdem erwachst Du häufig mit einem intensiven Kater.

…Opiaten

Opiate wie Fentanyl, Tilidin oder Codein sind in ihrer eigentlichen Bestimmung starke Medikamente, die zum Beispiel gegen Schmerzen oder Reizhusten angewendet werden. Die Medikamente wirken jedoch auch berauschend und haben ein hohes Suchtpotenzial für Körper und Psyche – kein Wunder also, dass Opiate auch eine große Rolle als Suchtmittel einnehmen.

Die Substanzkombination von Cannabis und Opiaten ist in der Medizin zur Behandlung starker chronischer Schmerzen nicht ungewöhnlich. Allerdings findet die Einnahme dann unter der Aufsicht von Expert:innen statt. Im privaten Umfeld sind die Risiken der Kombination schwer einzuschätzen – allein das Suchtpotenzial der Opiate ist nicht zu unterschätzen. Außerdem spricht die Zahl der jährlichen Drogentoten für sich: Etwa ein Drittel der im Jahr 2021 aufgrund von übermäßigem Substanzgebrauch verstorbenen Personen starben aufgrund von Opiaten. Bei einer Überdosis besteht akute Lebensgefahr.

…Amphetaminen

Nach manch einem durchfeierten Wochenende leiden Konsument:innen unter dem sogenannten “Emma-Kater” – die positiven Gefühle vom Wochenende sind verschwunden, stattdessen ist das Gegenteil der Fall: depressive Verstimmungen, die sich über Tage ziehen können. Um den negativen Folgen des Ecstasy zu entfliehen, bietet sich ein Joint an, oder?

Geht so, denn: Amphetamine wie MDMA, Speed oder Adderall putschen Dich auf, während THC eher beruhigt und manchmal sogar leichte halluzinogene Effekte hervorruft. Weil die Substanzen entgegengesetzt wirken, löst die Kombination möglicherweise gefährliche Wechselwirkungen aus. Vor allem in höheren Dosen kann es zu Herzrasen und erhöhten Blutdruck kommen.

…Kokain

Kokain ist für seine aktivierende Wirkung bekannt, das zur Ruhe kommen nach dem Konsum zieht sich häufig in die Länge und Konsument:innen liegen schlaflos im Bett. Der Gedanke, dass ein Joint beim Entspannen helfen könnte, liegt nahe. Warum das keine gute Idee ist? 

Die gleichzeitige Einnahme von Cannabis und Kokain ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Der Mischkonsum stellt Deinen Körper vor große Herausforderungen, Puls, Herzfrequenz und Blutdruck steigen teilweise massiv. 

Dennoch wird der Mischkonsum laut einer Studie aus dem Jahr 2006 von den Konsument:innen überwiegend positiv bewertet: Der Kokainrausch tritt schneller ein und hält länger an. Der schnellere Wirkungseintritt erhöht allerdings auch das Risiko, eine Überdosis zu erleiden. 

…anderen Medikamenten

Cannabis und Medikamente beeinflussen sich womöglich gegenseitig in ihrer Wirkung – das kann vor allem bei hohen Cannabis-Dosen verringert oder verstärkt werden. Denn: Unter Umständen verändert sich durch die gemeinsame Einnahme die Verstoffwechselung in der Leber oder die Wirkstoffaufnahme im Verdauungstrakt. 

  • Blutzuckermedikamente: THC kann die Wirksamkeit von Arzneimitteln zur Blutzuckerregulation herabsetzen.
  • Blutdruckmedikamente: Auch bei gesunden Konsument:innen können Cannabisprodukte den Blutdruck senken und die Herzfrequenz erhöhen. Wechselwirkungen mit entsprechenden Arzneien sind also nicht auszuschließen.
  • Blutverdünner: Cannabis könnte die Wirkung von Blutverdünnern intensivieren.
  • Antidepressiva: Manche Konsumentinnen berichten von erheiternden Effekten, andere wiederum von verstärkten Depressionen und Angstsymptomen.
  • Antibiotika: Cannabis könnte die Wirkung von Antibiotika hemmen und das Risiko von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen erhöhen. 

Es liegen nicht genügend verlässliche Informationen vor, um genaue Aussagen bezüglich der Folgen der Substanzkombinationen zu treffen. Im besten Fall besprichst Du Deinen Cannabiskonsum mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, vor allem wenn eine neue Behandlung stattfinden soll. Ein:e Expert:in kennt die Wirkstoffe und Risiken und kann Dich beim Abschätzen des Risikos unterstützen.

Reality Check: Wie gefährlich ist Mischkonsum wirklich?

Auch wenn es schon tausende Male gut gegangen ist und der Mischkonsum häufig vor allem eins bringt – Spaß, die tatsächlichen Auswirkungen vom gleichzeitigen Gebrauch verschiedener legaler und nicht legaler Drogen sind nicht zuverlässig abzuschätzen. Das liegt auch daran, dass der Substanzgebrauch in vielen Fällen nicht erlaubt ist und daher auch schlecht erforscht wird. Es fehlen die nötigen Infos seriöser Quellen.

Körperliche Folgen von Mischkonsum

Manche Substanzen wirken aufputschend, andere sind als Beruhigungsmittel bekannt. Die Kombination der verschiedenen Wirkstoffe birgt Zündstoff für Drogennotfälle, auch im Zusammenhang mit Cannabis.

Zu den akuten Risiken von Mischkonsum gehören unter anderem:

  • Orientierungslosigkeit
  • Halluzinationen
  • Herz-Kreislaufstörungen 
  • Angst- und Panikzustände
  • Muskelkrämpfe
  • Nervenstörungen 

Ob und in welcher Form Du die Folgen spürst, hängt von Deinem Körper und den konsumierten Substanzen ab – weil illegale Drogen keiner standardisierten Rezeptur unterliegen, lässt sich die Wirkung nicht zuverlässig voraussagen. 

Fazit

Jede Art von Mischkonsum ist eine potenzielle Gefahr für Deine Gesundheit. Egal ob Cannabis und Alkohol oder andere Drogen – im Zweifelsfall kannst Du Dich von entsprechenden Expert*innen beraten lassen, die Dich im Detail über die möglichen Gefahren aufklären. Außerdem solltest Du Dir der möglichen rechtlichen Konsequenzen bewusst sein. Zum Beispiel ist der Besitz von Drogen, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, illegal und somit strafbar.

Disclaimer  

Der Besitz, Anbau und Handel von und mit Cannabis ist in Deutschland verboten, die Substanz unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Auch andere Drogen wie Kokain und Speed gelten als illegale Substanzen. Der Artikel stellt keinesfalls eine Handlungsaufforderung dar, die Bereitstellung der Informationen dient lediglich der Weitergabe von Wissen. Das Lesen ersetzt keine professionelle Beratung. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch den Mischkonsum verschiedener Substanzen entstehen.

FAQ

Warum Mischkonsum?

Die zeitgleiche Einnahme verschiedener Substanzen wird als Mischkonsum bezeichnet, im Allgemeinen meint der Begriff die Kombination verschiedener illegaler Drogen wie MDMA, Kokain, Heroin, Speed etc. Tatsächlich meint der Begriff aber auch die Kombination mit Cannabis oder legalen Drogen wie Alkohol oder Medikamenten. Während der Konsum einzelner Substanzen je nach Dosis relativ zuverlässig für bestimmte Wirkungen sorgt, sind die Wechselwirkungen bei Mischkonsum kaum bis nicht vorhersehbar.
Während einige Mischkombinationen zu einer verstärkten Wirkung führen, können andere sich abschwächen. Manche Konsument:innen entscheiden sich zum Mischkonsum verschiedener Drogen, um eine stärkere Wirkung zu erzielen. Andere wollen durch das Mischen die Wirkung abschwächen. Ein Beispiel? Immer wieder kommt es nach dem Konsum von Kokain zu Schlaflosigkeit, der manche Konsument:innen durch den Gebrauch von Cannabis entgegenwirken wollen.

Was passiert, wenn man kokst und kifft?

Der Kokainrausch setzt schneller ein und löst mehr körperliche Nebenwirkungen aus: Puls, Herzfrequenz und Blutdruck steigen – manchmal so massiv, dass der Kreislauf zusammenbricht. Weil beide Drogen Angst und Paranoia schüren können, gehören Panikattacken zu den Risiken des Konsums beider Wirkstoffe. Langfristig steigt außerdem das Risiko, eine Angsterkrankung oder Psychose zu entwickeln.

Welche Droge verstärkt Alkohol?

Der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol kann die Wirkung des Alkohol verstärken. So berichten Personen nach dem Konsum von Orientierungslosigkeit und Benommenheit. Außerdem kann es zu Übelkeit, Erbrechen und weiteren unangenehmen Symptomen kommen.

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