Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, sind unordentlich, unzuverlässig, vergesslich und verpeilt. Alles schon gehört? Kein Wunder, denn das sind nur die gängigsten Vorurteile, die in der Gesellschaft gegenüber Cannabiskonsument:innen bestehen. Die Frage, die sich aus den Behauptungen ergibt: Ist das wirklich so? Kommt es durch Cannabis-Konsum automatisch zu Persönlichkeitsveränderungen? Oder sind die Behauptungen vielleicht doch mehr Schall als Rauch? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen, und nach unserer Recherche können wir ganz klar sagen: Der Konsum von Cannabis verändert nicht automatisch die Persönlichkeit von Erwachsenen – weder positiv noch negativ.
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Im klassischen Sinne sprechen Mediziner:innen von einer Persönlichkeitsveränderung, wenn das Gehirn einer Person aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung Schäden erleidet und sich dadurch grundlegende Persönlichkeitsmerkmale ändern.
In solchen Fällen kann beispielsweise ein ausgeglichener und in sich gekehrter Mensch plötzlich zu Aggressionen neigen. Die Veränderungen können schwerwiegend sein und alle Bereiche des Lebens betreffen.
Cannabiskonsument:innen sind träge, faul und leben desinteressiert in den Tag hinein – bis sie es eines Tages übertreiben und sie die Psychose packt oder sie mit härteren Drogen auf der Straße landen. So oder so ähnlich schreiben einige konservative Gegner:innen den imaginären Lebenslauf aller Cannabiskonsument:innen. Die Mythen sind weit verbreitet – auch wenn die Fassade langsam bröckelt. Der Konsum bringt zwar seine Risiken mit sich, viele der Mythen und Vorurteile gegenüber Cannabis und Konsument:innen wurden bereits wissenschaftlich widerlegt. Aber woher kommen die Vorurteile und wie hoch ist die Gefahr tatsächlich?
Fakt ist: Einige Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, erleben psychotische Symptome oder erleiden eine Psychose. Bedeutet das, dass der Konsum verantwortlich für die Erkrankung ist? Das ist eine Frage, der sich viele Forschungsteams stellen und die Antwort ist nicht ganz eindeutig. Der aktuelle Stand der Studien lässt vermuten, dass Cannabis Psychosen auslösen kann. Allerdings gehen die Forscher:innen davon aus, dass das nur bei Personen passiert, welche eine entsprechende genetische Veranlagung in sich tragen.
So kommt eine Untersuchung verschiedener Studien aus dem Jahr 2006 zu dem Schluss, dass Cannabiskonsum bei Menschen, in deren Familien bereits Fälle von Schizophrenie vorkamen, häufig ebenfalls zu schizophrenen Psychosen führte.
Von vorübergehenden psychotischen Symptomen sind Konsument:innen jedoch tatsächlich hin und wieder betroffen. Dazu gehören Angstzustände, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Bei den meisten Betroffenen verschwinden die Symptome wieder, sobald die Wirkung des Cannabis nachlässt.
Auch wenn einige Politiker:innen Cannabis immer noch als Ausgeburt des Bösen beurteilen und jeglichen Drogenkonsum als Gefahr für die Gesundheit sehen möchten, geben die tatsächlichen Erfahrungen ein anderes Bild ab.
Natürlich kann ein übermäßiger Konsum von Cannabis sich auf Deine Lebensumstände auswirken. Dennoch ist die Gefahr bleibender Folgen weitaus geringer als bei anderen Drogen, zum Beispiel Alkohol. Alkohol ist tatsächlich ein sogenanntes Nervengift und kann daher nicht nur kurzfristig das Gedächtnis trüben. Auch bleibende neurologische Störungen sind keine Seltenheit. Dennoch scheint die Angst vor den denkbaren Konsequenzen gering – das Gegenteil ist der Fall: Alkohol ist aus der Gesellschaft kaum wegzudenken.
Allerdings kann der Cannabiskonsum für Jugendliche tatsächlich zum Risiko werden: Weil das Gehirn noch in der Entwicklung ist, sind die möglichen Folgen für Jugendliche ernstzunehmen. Ergebnisse einer Studie deuten darauf hin, dass die Hirnstruktur einiger junger Konsument:innen im Vergleich zu nicht Konsumierenden verändert war. Das Ergebnis: Eine verminderte Fähigkeit, Emotionen zu regulieren. Daraus resultierten in einigen Fällen psychosoziale Probleme.
Im Alltag erwachsener Konsument:innen scheint ein gelegentlicher Joint weitaus ungefährlicher. Je nach Sorte wirkt Cannabis eher beruhigend oder euphorisierend und viele Nutzer:innen empfinden die Wirkung als entspannend. Auch medizinische Studien deuten auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Cannabis hin: Eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 schreibt Cannabis antidepressiv wirkende Eigenschaften zu. Außerdem kann eine Behandlung mit Cannabis gegen Schlafstörungen helfen.… klingt fast gesünder als ein Feierabendbier, oder?
Du ahnst die folgenden Worte vielleicht schon, irgendwie sind sie auch keine Überraschung: Der Konsum von Cannabis verändert nicht automatisch Deine Persönlichkeit – Deine Persönlichkeit entwickelt sich im Laufe deines Lebens ganz automatisch. Cannabis bringt auch nicht automatisch eine Psychose mit sich und das Risiko, dass regelmäßiger Konsum zu einem irreversiblen Zustand der Verwahrlosung führt, ist auch … überschaubar.
Dennoch bringt der Cannabis-Konsum seine Risiken mit sich. Für Jugendliche sind die Gefahren vielschichtiger, weil das Gehirn noch in der Entwicklung ist. Auch Erwachsene können in eine Abhängigkeit geraten.
Das größte Risiko liegt jedoch nach wie vor in der Illegalität von Cannabis – durch die aktuelle Gesetzeslage sehen sich Konsument:innen nicht nur der Gefahr ausgesetzt, an verunreinigtes Gras oder Liquid THC zu geraten. Darüber hinaus sorgt die Kriminalisierung immer wieder für Gefängnisstrafen und eine tatsächliche soziale Abwärtsspirale.
Cannabis fällt in Deutschland bis dato unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Besitz, Anbau und Handel mit der Droge ist somit illegal. Der Artikel stellt keine Handlungsaufforderung dar und dient lediglich dem Zweck der Informationsweitergabe. Weder wir noch die Autor:innen haften für Schäden, welche durch den Gebrauch entstehen.
Stimmungsschwankungen sind nicht zwangsläufig eine Folge des Cannabiskonsums. Dennoch kann der Gebrauch die Stimmung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen und daher sind auch Stimmungs-Veränderungen nicht auszuschließen. In der Medizin schreiben Forscher:innen Cannabis sogar stimmungsaufhellende Wirkungen zu – Medizinalhanf gilt als mögliches Antidepressiva. Auch wenn die Nebenwirkungen von Cannabis in der Regel vergleichsweise gering ausfallen, sind sie nicht auszuschließen. Inhalte zahlreicher Studien beschäftigen sich weiterhin intensiv mit dem Thema.
Pauschale Aussagen zu den Auswirkungen von Cannabis sind schwierig zu treffen. Generell lässt sich sagen, dass verschiedene Faktoren Einfluss auf die Wirkung nehmen. Zum einen spielen der THC-Gehalt und die unterschiedlichen Terpenprofile eine Rolle, zum anderen die persönlichen Umstände der Konsumierenden. Während eine Person durch den Cannabisgebrauch Emotionen intensiver wahrnimmt, fühlt sich eine andere Person eventuell gelassener.
Welche Folgen oder Störungen die langjährige Nutzung von Cannabis mit sich bringt, hängt unter anderem vom Konsummuster und den genetischen Veranlagungen der Konsument:innen ab. Regelmäßiger Gebrauch führt eher zu gesundheitlichen Schäden als gelegentlicher Genuss. Außerdem nimmt die Konsumform Einfluss auf die möglichen Folgen für Deine Gesundheit.
Natürlich haben auch Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, Gefühle. Je nach Eigenschaften der konsumierten Blüte machen Konsument:innen ganz unterschiedliche Erfahrungen. Manche Sorten sind vor allem für ihre euphorisierenden Wirkungen bekannt, andere beruhigen eher.