THC ist einer der Hauptwirkstoffe der Cannabis-Pflanze, wahrscheinlich sogar der bekannteste. Der Grund: Die berauschende und psychoaktive Wirkung des Tetrahydrocannabinols ist dafür verantwortlich, dass Cannabis als Betäubungsmittel und illegale Droge gilt.
Jedoch bringt der Wirkstoff auch einige Vorteile und Eigenschaften mit sich, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Mediziner:innen machen sich die Wirkung in der Behandlung von schwerstkranken Menschen zunutze. In diesen Fällen darf medizinisches Cannabis auf Rezept konsumiert werden. Oft greifen Patient:innen dann zu THC-Tabletten, die als bekanntes Medikament gegen Schmerzen gelten. Was genau hat es mit den Tabletten auf sich und wann werden sie angewendet?
Inhaltsverzeichnis
Zeit, der Wunderpflanze Stück für Stück auf den Grund zu gehen: Cannabis ist der lateinische Oberbegriff für die Pflanzenart, die sich zu deutsch Hanfpflanze nennt.
Unterschieden wird zwischen den drei Hanfsorten Cannabis ruderalis, Cannabis indica und Cannabis sativa1. Der Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) gehört zur Gruppe der Cannabinoide. In die Liste der Cannabinoide reihen sich neben THC mehr als 100 weitere Wirkstoffe ein, die eine psychoaktive Wirksamkeit aufweisen. Die einen wirken eher beruhigend, die anderen können sogar Halluzinationen verursachen.
Nun kommen die bekannten Begriffe Cannabidiol (CBD) und THC ins Spiel, die je nach Einsatzgebiet eine effektvolle und bemerkenswerte Wirkung mit sich bringen.
Bei beiden Wirkstoffen handelt es sich um Cannabinoide. Der größte Unterschied liegt in der chemischen Struktur, die auch für den abweichenden Effekt verantwortlich ist2.
So kommt es, dass THC eine berauschende und psychoaktive Wirkung hat, während CBD nur psychoaktiv wirkt. Daher kann CBD entspannend3 sein, ohne dabei Dein Bewusstsein zu verändern. Der kleine, aber wichtige Unterschied hat zur Folge, dass die beiden Wirkstoffe in völlig verschiedener Form zur Cannabis-Therapie eingesetzt werden können. Darüber hinaus scheint Cannabidiol wirksam bei der Behandlung von Epilepsie4, entzündungsbedingten Schmerzen5 und Schlafstörungen6.
Dazu kommt, dass THC aufgrund seiner weitreichenden Wirksamkeit dem Betäubungsmittelgesetz7 unterliegt, während CBD in der Apotheke frei verkäuflich ist.
Nicht erst seit gestern wird THC-haltiges Cannabis als Medizin eingesetzt. Indische Literatur aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. belegt, dass Cannabis schon vor langer Zeit zu medizinischen Zwecken bei diversen Erkrankungen verwendet wurde. Schon damals wurden Cannabis-Produkte zur Behandlung von Schmerzen und Epilepsie eingesetzt8.
Über den vorderen Orient erfolgte dann die Ausbreitung von Cannabisblüten nach Europa. Dort wurde es im 19. Jahrhundert als Medikament gegen Schmerzen und andere Leiden eingesetzt. Die Anwendungsbereiche und Erkrankungen waren schon damals vielfältig.
Auf der zweiten Internationalen Opiumkonferenz 1925 in Genf wurde Cannabis dann zum Leid zahlreicher Schmerzpatient:innen weltweit verboten. Der damals nicht nachweisbare medizinische Nutzen, psychoaktive Nebenwirkungen sowie psychische Abhängigkeit waren die Gründe.
Zum Glück konnten im Laufe der Zeit einige Studien überzeugen und Cannabis wird Stand heute nicht mehr nur als Droge gesehen. Seit 2017 darf Medizinal-Cannabis in Deutschland wieder zum Einsatz kommen, auch wenn die Cannabis-Medikamente nur unter strengen Vorgaben herausgegeben werden. Die Wirksamkeit bei schwerwiegenden Krankheiten wird mittlerweile weitgehend anerkannt, was für viele Patient:innen eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität bedeutet. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte9 (BfArM) regelt heute die Verwendung von Cannabis als Medizin. Die Cannabisagentur10 ist für den Vertrieb verantwortlich.
Zum Einsatz kommen THC-Tabletten, die ausschließlich in der Apotheke nach einer ärztlicher Verordnung erhältlich sind, vor allem bei Krebspatient:innen. Infolge einer Chemotherapie haben diese oft mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen.
Die vollsynthetische Variante des psychotropen Cannabis-Wirkstoffs THC Nabilon11, die in Tabletten-Form daherkommt, schafft dabei nachgewiesen Abhilfe und fördert sogar den Appetit. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit schwerstkranker Menschen mit Appetitmangel, wie z. B. HIV-Patient:innen. Der Wirkstoff wird ebenfalls gegen starke Schmerzen eingesetzt.
Cannabis als Medizin gibt es in verschiedenen Darreichungsformen12. Die bekanntesten sind:
1. Getrocknete Cannnabisblüten
Als Tee oder Tabakersatz
2. Spray
Zur Anwendung in der Mundhöhle
3. Kapsel/Tablette
Mit dem Inhaltsstoff Nabilon, einer synthetischen THC-Variante
4. Öl
Medizinisches Cannabis-Öl enthält THC, CBD und weitere Stoffe der Cannabisblüte
Die beiden Wirkstoffe Dronabinol und Nabilon kommen, sofern die Bedingungen erfüllt sind, als Cannabis-Medikamente zum Einsatz. Dabei unterscheiden sie sich wesentlich: Bei Nabilon handelt es sich um ein in den 1970er-Jahren synthetisch hergestelltes Cannabinoid, während Dronabinol13 ein Naturprodukt ist. Das in Kapselform verabreichte Nabilon, findet hauptsächlich bei Chemotherapie-Patient:innen Anwendung, weil es gegen Übelkeit und Erbrechen wirkt. Das natürliche Cannabinoid Dronabinol ist zwar eng verwandt mit dem synthetischen Stoff, wird aber zum Beispiel auch bei Schmerzen und Entzündungen verschrieben.
Ein Rezept bekommen Patient:innen aber nicht ohne Weiteres. Dazu müssen vier Voraussetzungen erfüllt sein:
Darüber hinaus ist bei Cannabis Arzneimitteln in Deutschland ein “Off-Label-Use” möglich ist. Das bedeutet, dass das Medikament gegen Krankheiten eingesetzt werden kann, für die es keine offizielle Genehmigung durch die Zulassungsbehörden gibt. Eine Chance für viele weitere schwerstkranke Menschen, denen die Standardtherapie nicht hilft und die schon lange nach einer wirksamen Therapie suchen.
Insbesondere Krebspatient:innen, die oft mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben, profitieren von der Wirkung der THC-Tabletten.
Der Wirkstoff der Hanfpflanze hat eine Halbwertszeit von ca. zwei Stunden und sollte gezielt während wenigen Tagen, nämlich innerhalb der Chemotherapie, eingenommen werden. Aufgrund der Tatsache, dass Cannabis ein potenzielles Suchtmittel ist, ist unbedingt mit Bedacht mit den Tabletten umzugehen. Das gilt besonders für Menschen, die bereits Erfahrungen mit Suchtkrankheiten haben14.
Jedes Arzneimittel bringt das Risiko von Nebenwirkungen mit sich, so auch Cannabis-Präparate. Daher ist es für Patient:innen besonders wichtig, in engem Austausch mit den behandelnden Ärzt:innen zu stehen.
Bei der Einnahme von Nabilon-haltigen Tabletten kann es zu Schwindelgefühl, Mundtrockenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und Benommenheit kommen.
Sollten Betroffene das natürliche THC-Dronabinol verschrieben bekommen haben, sind auch psychotrope Effekte, Verdauungsbeschwerden und Herz-Kreislauf-Störungen möglich.
THC-haltige Medikamente sind ein großer Hoffnungsträger der modernen Medizin und können vielen Patient:innen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität verhelfen. Dass die Verschreibung und Beschaffung der Medikamente durch den hohen bürokratischen Aufwand dabei so eine große Hürde darstellt, ist schade. Ein Hoffnungsschimmer: Durch die von der Ampelkoalition geplante Legalisierung von Cannabis wäre die Heilpflanze zugänglicher für alle, auch für Menschen, die Symptome ihrer Krankheiten in Eigentherapie behandeln möchten.
Der Text ersetzt keine medizinische Beratung und gilt lediglich der Informationsbeschaffung für Interessierte. Weiterhin ist der Besitz, Anbau und Handel mit Cannabis-Produkten zu nicht-medizinischen Zwecken in Deutschland illegal.
Auf dem Markt sind einige Cannabis-Präparate vertreten, die ein:e Ärzt:in verordnen kann. Den synthetischen Wirkstoff Nabilon bekommst Du als Fertigarzneimittel in Apotheken, in Kapselform oder als Mundspray. Der natürliche Wirkstoff Dronabinol ist in Deutschland als Rezeptur-Arzneimittel in Apotheken erhältlich, in der Regel in Tropfenform. Auch getrocknete Cannabisblüten sind als Medizinal-Hanf verfügbar. Damit sich die Wirkung entfalten kann, musst du diese erhitzen. Dafür eignet sich ein Verdampfer sehr gut.
Beim Wirkstoff Nabilon handelt es sich um eine synthetisch hergestellte “Kopie” des in der Natur vorkommenden THC. Wenn Du aber Dronabinol zu Dir nimmst, hast Du es tatsächlich mit dem originalen Wirkstoff zu tun. Synthetische Cannabinoide haben im Gehirn eine andere Wirkung als das natürliche THC.
Cannabis auf Rezept findet in der Schmerztherapie Anwendung. Dabei gibt es zahlreiche Indikationen. Unter anderem sind die Behandlung von Nervenschmerzen, Schmerzen während der Chemotherapie oder Migräne mögliche Anwendungsgebiete.
Die klare Antwort ist: Ja! THC ist ein berauschender Wirkstoff und fällt daher unter das Betäubungsmittelgesetz. Somit sind Anbau, Konsum und Handel zu nicht medizinischen Zwecken illegal. Allerdings plant die Ampelkoalition aktuell die Legalisierung von Cannabis, sodass sich die Gesetzeslage bald ändern könnte.
Die Kosten für Cannabis-Medikamente werden nur dann von der Krankenkasse übernommen, wenn den Patient:innen nicht anders wirksam geholfen werden kann. Alle anderen verfügbaren Therapien müssen versagt haben, bevor die Krankenkasse sich bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen. Ist dies der Fall, übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Kosten. Vor der erstmaligen Verordnung eines solchen Präparats muss aber das Einverständnis der Krankenkasse vorliegen. Im Normalfall entscheiden die Krankenkassen innerhalb von drei Wochen darüber. In dringenden Fällen wie der Palliativversorgung liegt der Zeitraum bei drei Tagen.
Bei ärztlich überwachten Therapien wurde bisher keine Cannabis-Abhängigkeit nachgewiesen. Voraussetzung ist, dass Patient:innen sich an die verschriebene Dosierung und den Rat der Ärzt:innen halten. Beim plötzlichen Absetzen des Cannabis-Medikaments kann es jedoch zu gering bis mäßig ausgeprägten Entzugssymptomen kommen.
Laut Gesetz sind für die legale Verschreibung von medizinischem Cannabis keine speziellen Qualifikationen bei Ärzt:innen notwendig. Jede:r Ärzt:in, der oder die in Deutschland oder innerhalb der Europäischen Union über eine gültige Zulassung verfügt, kann ein Rezept für Cannabis-Medikamente ausstellen.