Was vor zehn Jahren noch total utopisch klang, ist heute Realität: Cannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und steht kurz vor der Legalisierung. Bei einer telefonischen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) im Jahr 2019 gaben 46,4 Prozent der befragten Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren an, Cannabis schon einmal probiert zu haben.1 Zum Vergleich: Im Jahr 2008 lag die Zahl bei lediglich 40,9 Prozent.2 Dazu kommen die zahlreichen schwerstkranken Konsumierenden, die seit 2017 medizinisches Cannabis auf Rezept erhalten3. Liest sich fast, als ob ein Großteil der Gesellschaft genau Bescheid wüsste in Sachen Marihuana. Dennoch: Was ist Cannabis und wie wirkt die Pflanze?
Inhaltsverzeichnis
Fangen wir mit der grundlegendsten Frage an: Was ist Cannabis?
Cannabis ist der lateinische Begriff für “Hanf”. Im Großen und Ganzen meint das Wort also die Gattung der Hanfpflanze. Davon gibt es drei verschiedene Sorten, die jeweils unterschiedlich wirken.
Die drei Sorten nennen sich Indica, Sativa und Ruderalis. Nicht alle eignen sich zum Konsum. Aber worin unterscheiden sie sich?
Du möchtest tiefer ins Thema einsteigen? Dann lies unseren Artikel “Sativa vs. Indica”.
Haschisch ist keine eigene Cannabis-Sorte, sondern ein Hanf-Produkt, welches aus den jeweiligen Sorten Indica oder Sativa hergestellt wird.
Genau genommen handelt es sich dabei um das gepresste Harz der Pflanze4, also: Viel Wirkstoff auf wenig Produkt. Die THC-Konzentration kann bei bis zu 30 Prozent liegen, bei Cannabis liegt die Konzentration bei maximal 20 Prozent, jedoch eher deutlich darunter. Dementsprechend ist die Wirkung vor allem eines: deutlich stärker als die der Blüten.
Das aus den Blüten der Pflanze gewonnene Harz wird zu Platten oder Blöcken gepresst, dann kann die bräunliche Substanz wie Cannabis-Blüten konsumiert werden.
Du hast vielleicht schon davon gehört, dass Cannabiskonsum viele Gesichter hat. Für welche Konsumform sich Nutzer:innen entscheiden, hängt dabei im Wesentlichen von den persönlichen Vorlieben ab.
Vor allem die Wirkstoffe THC und CBD sind für die Wirkweise der Blüten verantwortlich. THC bringt die berauschenden und psychoaktiven Effekte mit sich, die Cannabis zu einem Betäubungsmittel machen.6
Zu diesen Wirkungen zählen die Folgenden:
Darüber hinaus macht sich die Medizin die Wirkung der Cannabispflanze zur Behandlung zahlreicher Krankheiten zunutze.7 Der Inhaltsstoff lindert unter anderem stärkste chronische Schmerzen, regt den Appetit an, hilft gegen Übelkeit und kann sich positiv auf die Psyche der Konsument:innen auswirken. Auch in der Behandlung zahlreicher neurologischer Erkrankungen feiert die Medizin Erfolge mit dem Einsatz von Cannabis-Medikamenten. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Medikamenten ist unter anderem, dass Cannabis-Arzneimittel vergleichsweise wenige Nebenwirkungen verursachen.
CBD wirkt gleichermaßen psychoaktiv, allerdings bringt das Cannabidiol keine berauschenden Eigenschaften mit sich.
CBD kann sich ebenso positiv auf das seelische Befinden auswirken. Außerdem kann es entzündungshemmend8 sein und die Wirkung von Schmerzmitteln9 unterstützen. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass die Behandlung mit CBD das Anfallsleiden von Epileptiker:innen beeinflussen kann.9 Einige Patient:innen, die in schwerster Form von Epilepsie betroffen sind und nicht auf konservative Behandlungsmethoden ansprechen, erzielten große Erfolge mit CBD.
Im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten sowie anderen Drogen bringt der Hanf-Konsum relativ wenige Nebenwirkungen mit sich. Dennoch berichten manche Menschen von unerwünschten Nebenwirkungen beim Konsum von Cannabis. Dazu können Symptome wie Trägheit, Übelkeit sowie das Erleben von Psychosen führen. Letzteres droht vor allem, wenn die Substanz von schlechter Qualität ist. Oft treten die unerwünschten Wirkungen auch bei einer Überdosierung auf.
CBD hingegen bringt erfahrungsgemäß kaum bis keine Nebenwirkungen mit sich. Jedoch hängt die Wirkung scheinbar auch hier von der Dosis ab. So kann eine niedrige Dosierung müde machen und bei Schlafproblemen helfen, während eine größere Menge aktivierend wirken kann.
Die Wirkstoffe der Cannabispflanze, auch Cannabinoide genannt, wirken an den Cannabinoid-Rezeptoren11 des Körpers. Am bekanntesten sind die Cannabinoid-1 (CB-1) sowie die Cannabinoid-2 (CB-2) Rezeptoren. Sie befinden sich an unterschiedlichen Orten und geben ebenso unterschiedliche Wirkungen in Auftrag. Generell kannst Du Dir die Rezeptoren wie Postbot:innen vorstellen. Wenn Du beispielsweise einen Joint rauchst, erhält der jeweilige Rezeptor eine Nachricht mit dem Auftrag “Appetit anregen”. Diesen Auftrag leitet er an die entsprechenden Zellen im Gehirn weiter und Deine Hand greift in die Chipstüte.
Aber warum verfügt unser Körper überhaupt über Cannabinoid-Rezeptoren? Das liegt daran, dass der Körper des Menschen bei Bedarf von Natur aus mit eigenen Cannabinoiden – sogenannten Endocannabinoiden – arbeitet. Das sind also Wirkstoffe, die “einfach so” vorhanden sind und mit dem Endocannabinoidsystem12 kommunizieren. Dieses System ist noch lange nicht vollumfänglich erforscht, ist aber an vielen physiologischen Prozessen beteiligt und macht es überhaupt möglich, dass THC wirkt, wie es wirkt.
Der CB-1 Rezeptor ist seinem Partner CB-2 zahlenmäßig überlegen und bietet damit die meisten Bindungsstellen für Endocannabinoide (körpereigene) sowie Phytocannabinoide (von außen zugeführte Cannabinoide) an. Das Headquarter der CB-1 Postbot:innen befindet sich im Gehirn, hier wird überwiegend im Kleinhirn, dem Hippocampus sowie den Basalganglien gearbeitet. Außenstellen haben die Rezeptoren im Rückenmark, den weißen Blutkörperchen, einigen Zellen der Haut sowie den Mastzellen (Zellen, die Krankheitserreger abwehren) etabliert.
An ihren Wirkungsstätten nehmen die Rezeptoren Einfluss auf:
Die kleinere Gruppe der CB-2 Rezeptoren arbeitet überwiegend in verschiedenen Immunzellen und hilft dort dabei, Entzündungsprozesse zu stoppen oder zu mindern. Auch im zentralen Nervensystem finden sich immer wieder kleine Grüppchen der Rezeptoren.
Prinzipiell ist die Wirkung von Cannabis immer ähnlich. Dennoch reagiert jede Person anders auf die Droge. Außerdem nehmen Faktoren wie die Form des Konsums Einfluss auf die Intensität, in der Du Deinen Rausch erlebst:
Der Anbau, Besitz und Handel von sowie mit Marihuana ist in der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor verboten. Das Rauschmittel unterliegt dem Betäubungsmittelschutzgesetz13, somit zählt es zu den illegalen Drogen. Der Artikel dient dem Zweck der Weitergabe von Informationen und ist keinesfalls eine Handlungsaufforderung. Darüber hinaus ersetzt das Lesen des Artikels keine medizinische Beratung, solltest Du Fragen zu Wirkung, Nebenwirkungen, Erkrankungen oder Risiken des Konsums haben, findest Du adäquate Hilfe bei Ärzt:innen oder Drogenberatungsstellen.
Prinzipiell muss der Konsum von Cannabis gar keinen negativen Einfluss auf die Persönlichkeit von Menschen haben. Im Gegenteil: Cannabis hat viele positive Effekte. Allerdings sollten Jugendliche auf den Konsum von Cannabis verzichten. Während dieser Zeit ist das Gehirn noch in der Entwicklung und kann daher massive Langzeitschäden durch den Konsum erleiden. Auch Erwachsene sollten die Droge bewusst konsumieren und sich ihrer Wirkungen bewusst sein.
Schon Paracelsus hat’s gewusst: “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.” Das gilt nicht nur für Cannabis, sondern für jede bewusstseinsverändernde Droge, also auch für Alkohol. Daher macht ein Joint Dich mit Sicherheit nicht krank, dennoch solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass Cannabis zu den Betäubungsmitteln zählt. Weil der Rauch des Joints heiß ist und das Gras meist mit Tabak vermischt, schadet der Konsum zusätzlich Deiner Lunge.
Betäubungsmittelgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/BJNR106810981.html