Cannabispflanzen können unterschiedliche Geschlechter haben? Richtig, sowohl männliche, weibliche, als auch zweigeschlechtliche Hanfpflanzen sind keine Seltenheit. Während die Blüten der weiblichen Pflanzen den höchsten Gehalt an Cannabinoiden bieten und aufgrund ihrer Wirkungen heiß begehrt sind, hat die männliche Hanfpflanze – oder gar nicht feminisierte Samen – einen eher schlechten Ruf bei Grower:innen. Ein Hoch auf das Cannabis-Matriarchat! Aber warum eigentlich? Der Grund liegt im niedrigen THC-Gehalt der männlichen Pflanzen – sie sind für den Konsum schlichtweg viel weniger geeignet.
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Die Cannabispflanze ist eine sogenannte zweihäusige Art 1. Das bedeutet, dass sie zu den wenigen Pflanzenarten der Erde gehört, die weibliche und männliche Pflanzen ausbildet. Gelegentlich kommen auch Hermaphroditen – also zweigeschlechtliche Pflanzen – vor. Dabei sind Zwitterpflanzen in der Natur nichts Außergewöhnliches und haben das Potenzial zur Selbstbestäubung. Meist entstehen die Cannabis-Zwitterpflanzen, wenn die Hanfpflanzen in einem schlechten Boden wachsen oder harten Klimabedingungen ausgesetzt sind und um ihr Überleben kämpfen müssen.
In jeder Kultur produziert die Cannabispflanze mehr als 50 Prozent männliche Genotypen, einzelne produktive Arten sogar 75 bis 90 Prozent. Diese produzieren sehr feine Pollen in den Pollensäcken, die aus gelblich-weißen Blattstielen bestehen und die Staubbeutel im Inneren schützen. Stellt sich die Reife ein, öffnet sich die Hülse und die Pollen werden freigegeben, sodass der Wind sie verbreiten kann.
Das weibliche Geschlecht hingegen besitzt Blütenstempel. Der hieran klebende Harz sammelt die umherfliegenden Pollen der männlichen Pflanze ein. Sobald die Blütenstempel bestäubt sind, trocknen diese, bilden sich zurück und der Samen bildet sich. Etwa nach sechs Wochen sind die Samen so weit, dass der Blütenkelch aufbricht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Ernte der Cannabisblüten ausbleibt. Grower:innen sind deshalb besonders bedacht, dass sich keine männliche Pflanze in ihr Zelt oder die Garage mogelt.
Die weibliche Cannabispflanze ist ganz klar der Star unter den Hanfpflanzen. Zu verdanken hat sie ihren Promi-Status ihren Blüten, die Dank ihres hohen THC-Gehalts für die berauschende Wirkung verantwortlich sind. Äußerlich ist die weibliche Pflanze meist etwas kleiner als die männliche Hanfpflanze. Haupt-Erkennungsmerkmal ist aber, dass sich die Blüte mit flaumigen, weißen Fasern an den Stielkerben ankündigt, die auch als Staubfäden bezeichnet werden. Sie wenden sich dem Licht zu und produzieren harzigen Blütenstaub.
Aus den Pflanzenfasern lassen sich beispielsweise Seile und feste Kleidung (z. B. Jeans oder Jacken) herstellen2. Die Samen liefern wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine und mehrfach gesättigte Fettsäuren, woraus Hanföl gepresst wird. Werden die Hanfsamen gemahlen, entsteht hieraus Hanfmehl. Aber auch rohe Hanfsamen werden gerne genutzt, wie zum Beispiel als schmackhafte Beigabe im Müsli oder Salat.
Die Sache mit den Blüten war doch irgendwie am spannendsten? Mit den massenhaft vorhandenen Cannabinoiden wie dem berauschenden Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie unterschiedlichsten Terpenen ist das auch kein Wunder. Verantwortlich für die Bildung sind die Trichome, die die weibliche Pflanze in verschiedenen Formen ausbilden kann, unter anderem Knollentrichome, Trichome mit Kopf und ohne Stiel oder Trichome mit Kopf und Stiel. Im Endeffekt ist es aber vor allem von der Sorte und den Wachstumsbedingungen abhängig, welche Cannabinoide in welcher Menge von der Pflanze produziert werden.
Eigenschaften der weiblichen Cannabispflanzen im Überblick:
Die männliche Hanfpflanze lässt sich in der Regel früher erkennen als die weibliche Pflanze, da sie schneller wächst und damit auch schneller in die Blütephase gelangt. Haupterkennungsmerkmal sind die Pollensäcke an den Zweigen. Einige Männchen erzeugen kleine Trichome (Drüsen), die Cannabinoide sowie verschiedene Terpene bilden, allerdings in sehr geringer Menge und längst nicht so viel wie die Weibchen.
Aus den feinen Pflanzenfasern lassen sich zum Beispiel weiche Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher herstellen. Verpackungsmaterialien oder Hanf-Beton erweitern das Repertoire der Möglichkeiten. Zudem sind die männlichen Pflanzen ein hervorragendes Pflanzenschutzmittel, da sie Schädlinge vertreiben und andere Pflanzen (z. B. Kartoffeln oder Soja) schützen. Außerdem festigen und sanieren sie mit ihren starken, weitläufigen Wurzeln den Ackerboden und sind in der Lage, Schadstoffe herauszufiltern. Das Gleiche gilt natürlich auch für die weibliche Hanfpflanze.
Eigenschaften der männlichen Cannabispflanzen im Überblick:
Wenn Nutzhanf gewerblich angebaut wird, woraus dann beispielsweise CBD-Produkte hergestellt werden, nutzen die Bäurer:innen häufig Stecklinge, da sie zum einen weiblich sind und auf der anderen Seite einen niedrigen THC-Gehalt besitzen. Es handelt sich dabei eigentlich nur um Klone von bestimmten weiblichen Cannabispflanzen.
Darüber hinaus werden auch feminisierte Samen genutzt, da sie zu 99 Prozent weiblichen Hanf hervorbringen. Im Anbau von Hanf stellten sie eine echte Revolution dar, als sie im Jahr 1998 das erste Mal auf den Markt kamen.
Um feminisierte Samen zu produzieren, setzt man weibliche Pflanzen unter Stress, sodass sie zum Zwitter werden. Mit den Pollen erfolgt dann die Bestäubung anderer Pflanzen, sodass die hieraus resultierenden Samen nur noch weibliche Chromosomen besitzen.
Wer professionelle Grower:innen und Homegrower:innen nach männlichen Pflanzen fragt, wird in der Regel die Antwort bekommen, dass diese – sobald sie identifiziert sind – vernichtet werden, um die Bestäubung der weiblichen Cannabispflanzen zu verhindern. Schließlich möchte niemand durch die männliche Hanfpflanze die Ernte versauen. Deshalb sind feminisierte Samen auch so beliebt, da sie den Anbau erleichtern.
Wer allerdings neue Sorten züchten möchte, der muss die männlichen Hanfpflanzen behalten. Sie spielen nämlich eine wichtige Rolle, da sie die Hälfte des genetischen Materials mitbringen. Um die besten „Nachkommen“ zu züchten, ist vor allem die Wahl des richtigen Männchens von entscheidender Bedeutung. Bei der Auswahl werden männliche Pflanzen direkt aussortiert, die ein schnelles Wachstum zeigen, da sie bei der Qualität der Blüten meist versagen. Ebenso werden Hanfpflanzen eliminiert, die zu früh in die Blütezeit kommen. Autoflowering-Exemplare kommen direkt in die Tonne, da sie zu einem unerwarteten Zeitpunkt blühen, intersexuell werden und damit nicht von Nutzen sind.
Erfahrene Grower:innen sehen sich die Größe der Stiele an. Denn große nicht-kernige Stiele versprechen einen guten THC-Gehalt. “Weg mit den Männern” heißt es auch, wenn die Struktur der Blüten zu „luftig“ ist. Denn lediglich kompakte Blüten versprechen gute Erträge.Wurde die beste männliche Hanfpflanze identifiziert, so kann sie den Fortbestand der Vitalität sowie der Kraft einer Sorte gewährleisten. Hingegen kann der Anbau einer feminisierten Sorte die genetische Vielfalt verringern. Infolgedessen sind die Pflanzen weniger widerstandsfähig und anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.
Ob männliche Pflanzen geraucht werden können, ist wohl eine der meist gestellten Fragen, wenn es um das Thema männlichen und weiblichen Cannabis geht. Grundsätzlich ist es kein Problem, männliche Pflanzen zu rauchen. Allerdings enthalten sie nicht viele Cannabinoide wie THC und CBD und auch nur wenige Terpene. Dementsprechend wird Dich das High eher enttäuschen. Legal ist der Anbau und Besitz männlicher Cannabispflanzen aber trotzdem nicht3. Lediglich für das landwirtschaftliche Gewerbe ist in Deutschland der Anbau von Hanf mit weniger als 0,2 Prozent erlaubt. Privatmenschen dürfen hingegen keinen Nutzhanf anbauen.
Cannabis fällt in Deutschland bis dato unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Besitz, Anbau und Handel mit Cannabis ist somit illegal. Der Artikel stellt keine Handlungsaufforderung dar und dient lediglich dem Zweck der Informationsweitergabe. Weder Smart Brain Tech noch die Autor:innen haften für Schäden, welche durch den Gebrauch entstehen.
Cannabis ist eine zweihäusige Pflanze, sodass das Geschlecht männlich oder weiblich sein kann. Entweder trägt die Pflanze also weibliche Blüten, die als Hanf-Henne bezeichnet werden, oder aber eine männliche Blüte, die auch Femel genannt wird.
Die männliche Pflanze ist am besten an den kleinen Kugeln, also den Pollensäcken, in der Verzweigung zu erkennen. Öffnen sich diese, sehen sie aus wie viele kleine Bananen, die dann den Pollenstaub freigeben. Die Pollen befruchten dann den weiblichen Cannabis.
Es ist durchaus möglich, Nutzhanfblüten zu rauchen – geschmackvoll ist es allerdings nicht wirklich. Denn der Nutzhanf (Industriehanf) weist nur einen geringen THC-Anteil von 0,2 Prozent auf. Auch der CBD-Gehalt ist sehr niedrig und liegt meist unter 3 Prozent. Das Raucherlebnis von Nutzhanf ist also nicht mit dem von Cannabis zu vergleichen.
1 FiBL – Forschungsinstitut für biologischen Landbau, BIOaktuell.ch, Christian Hirschi, Matthias Klaiss, 2021, Hanf – Anbau und Verwendungsmöglichkeiten
2 BIOTHEMEN, Stefanie Goldschneider, Faserhanf und Hanffasern
3 Bundesministerium der Justiz, Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (Betäubungsmittelgesetz – BtMG)