Was ist die stärkste Cannabissorte? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Denn Cannabiszüchter:innen auf der ganzen Welt versuchen jedes Jahr, sich selbst zu übertreffen, wenn es um hochpotente Cannabissorten geht. Grund dafür ist auch die zunehmende Akzeptanz von Cannabis und die fortschreitenden Legalisierungswelle: Was früher im Hinterzimmer geschah, kann heute offiziell und mit großer Sorgfalt geschehen. Züchter:innen können experimentieren und liefern teils überraschende Ergebnisse. Aber was macht Cannabis eigentlich “stark” und wie haben sich die Inhaltsstoffe mit den Jahren verändert?
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Der THC-Gehalt ist entscheidend, wenn es darum geht, wie „stark“ bzw. potent eine Cannabissorte ist. Doch nicht jede Cannabispflanze liefert so viel des berauschend wirkenden Cannabinoids. Deshalb machen wir einen kurzen Ausflug in die Cannabiszüchtung.
Zunächst ist die Auswahl der richtigen Seeds von Bedeutung. Wenn Samen von einer Sorte mit einem allgemeinen THC-Wert von 10 Prozent gepflanzt werden, können selbst die fähigsten Grower keine Wunder vollbringen. Deshalb nehmen Züchter:innen in der Regel Saatgut von einer THC-reichen Pflanze. Damit nun die Blüten so stark wie möglich werden, wenden erfahrene Züchter:innen im Innenbereich unter anderem die folgenden Methoden an 1, 2:
Nicht nur neue Cannabis-Sorten sind für heftige Highs bekannt – auch einige alteingesessene Kult-Strains kommen mit ordentlich THC um die Ecke und lassen Nutzer:innen staunen. Wir haben vier Evergreens für Dich vorbereitet:
Einige Sorten, die wir hier vorstellen, sind nicht „neu“ im eigentlichen Sinne, sondern OG-Klassiker, die weiterentwickelt bzw. selektiv gezüchtet wurden. Das bedeutet: Ein:e Zücher:in findet eine Cannabispflanze mit einer bestimmten Genetik, klont diese auf eine neue Generation und schon entsteht eine selektive Cannabissorte mit einem hohen THC-Gehalt.
Hier also unsere Top-10 der potentesten Strains 3:
Weitere starke Cannabis-Sorten sind:
Die Potenz von Cannabis hat sich im Laufe der Zeit stark erhöht. Faktoren, die diesen Anstieg beeinflusst haben, ist zum einen die Nachfrage von Cannabisnutzer:innen und zum anderen moderne Anbautechnologien.
Um die Potenz von Cannabis zu überwachen, analysiert die University of Mississippi jedes Jahr im Auftrag des US National Center for Natural Products Research (NCNPR) beschlagnahmte Cannabisprodukte auf ihren THC-Gehalt sowie den Gehalt an weiteren Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD), Cannabichromen (CBC), Cannabinol (CBN) und Delta-8-Tetrahydrocannabinol 4.
Die Liste der Ergebnisse ist öffentlich einsehbar und zeigt den enormen Anstieg der THC-Werte. Im Jahr 1995 lag der THC-Gehalt bei 3,96 Prozent und der CBD-Anteil bei 0,28 Prozent. Fünf Jahre später betrugen die Werte schon 5,34 Prozent THC und 0,52 Prozent CBD. Der THC-Wert verdoppelte sich zehn Jahre später auf 10,36 Prozent und nochmal zehn Jahre später (2020) betrug der THC-Gehalt 13,27 Prozent. Für das Jahr 2021 wird ein Spitzen-THC-Wert von 15,34 Prozent angegeben.
Fairerweise ist aber auch zu sagen, dass sich die Analysemethoden natürlich ebenfalls weiterentwickelt haben und nicht mehr auf dem Stand wie im Jahr 1995 sind. Außerdem kam die größte Menge des beschlagnahmten Cannabis damals aus Mexiko und Kolumbien und hat höchstwahrscheinlich auf der Reise in die USA viel Licht, Wärme und Luft abbekommen. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass sich THC nach der Ernte mit der Zeit abbaut. Die heutigen Proben hingegen stammen aus US-Bundesstaaten wie Kalifornien, in denen der Anbau legal ist und die Proben damit auch wesentlich „frischer“ sind.
Wenn wir uns die Kleine Anfrage der FDP aus dem Jahr 2018 ansehen, scheinen die stärksten Sorten aus Berlin zu kommen5. Der innovative und nie enden-wollende Wissensdurst der Freien Demokraten ließ den Abgeordneten Marcel Luthe nachts nicht schlafen, und so sah er sich gezwungen der Berliner Polizei folgende Frage zum Thema “Passiv Kiffen” zu stellen: Wie hat sich der THC-Gehalt von in Berlin sichergestellten Cannabisprodukten (Marihuana und Haschisch) in den Jahren 2007 bis 2017 entwickelt?
Die Berliner Freund:innen und Helfer:innen, bekannt für außerordentliche Sorgfalt und Kompetenz, fanden im Rahmen dessen folgendes heraus: Cannabis-Produkte, die in den Jahren 2007 bis 2017 auf dem illegalen Markt sichergestellt wurden, sollen THC-Werte von bis zu 44 Prozent aufweisen.
Stellungnahmen oder Erklärungen zu den Rekord-Werten: Keine. Es ist also völlig unklar, was hier genau untersucht wurde, bzw. welche Beschaffenheit das „Material“ aufwies und welche Messmethode zum Einsatz kam.
Merkwürdig ist es allemal, denn selbst den bekanntesten Grower:innen aus den USA, Kanada oder den Niederlanden gelang es bisher nur in extremen Ausnahmefällen, eine Blüte mit einem THC-Gehalt von über 30 Prozent zu züchten. War das Gras vielleicht gestreckt oder mit synthetischem THC versetzt? Wir werden es nie erfahren, nehmen die Ergebnisse so an und wünschen den Beamt:innen viel Spaß in der Asservatenkammer.
Es gibt zahlreiche Haze-Sorten, wobei Amnesia Haze wohl die beliebteste Sorte ist. Der THC-Gehalt liegt hier bei etwa 20 Prozent und Nutzer:innen beschreiben ein starkes psychedelisches Kopf-High. Auch Silver Haze bietet mit 20 Prozent viel THC und soll einen regelrecht im Sessel festnageln. Etwas potenter ist die Sorte Purple Haze mit bis zu 21 Prozent THC. Bei dieser Sorte soll der Effekt eher euphorisierend sein.
Der Besitz, Anbau sowie der Handel von und mit Cannabis ist in Deutschland illegal und kann strafrechtliche Folgen mit sich bringen. Cannabis fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Artikel stellt keine Handlungsaufforderung dar, sondern dient lediglich dem Zweck der Information.
1 Leafly.com, 2021, Patrick Bennett, How to Increase Production of Ripe Trichomes on Cannabis
2 Way of Leaf, 2021, Patrick Lynch, M.A., 5 Hacks to Increase THC when Growing your own Weed
3 High Times, Cannabis Cup Winners
4 Delta-9-tetrahydrocannabinol (THC) and Cannabidiol (CBD) Potency of Cannabis Samples Seized by the Drug Enforcement Administration (DEA), Percent Averages from 1995-2021 Source: Potency Monitoring Program, Quarterly Report # 153, NIDA Contract Number: N01DA-15-7793
5 Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 18/15728, 2018, Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP)