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June 9, 2022

Higher, stärker, potenter – auf der Suche nach der stärksten Cannabissorte

Was ist die stärkste Cannabissorte? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Denn Cannabiszüchter:innen auf der ganzen Welt versuchen jedes Jahr, sich selbst zu übertreffen, wenn es um hochpotente Cannabissorten geht. Grund dafür ist auch die zunehmende Akzeptanz von Cannabis und die fortschreitenden Legalisierungswelle: Was früher im Hinterzimmer geschah, kann heute offiziell und mit großer Sorgfalt geschehen. Züchter:innen können experimentieren und liefern teils überraschende Ergebnisse. Aber was macht Cannabis eigentlich “stark” und wie haben sich die Inhaltsstoffe mit den Jahren verändert?

Was macht Cannabis-Sorten „stark“?

Der THC-Gehalt ist entscheidend, wenn es darum geht, wie „stark“ bzw. potent eine Cannabissorte ist. Doch nicht jede Cannabispflanze liefert so viel des berauschend wirkenden Cannabinoids. Deshalb machen wir einen kurzen Ausflug in die Cannabiszüchtung.

Zunächst ist die Auswahl der richtigen Seeds von Bedeutung. Wenn Samen von einer Sorte mit einem allgemeinen THC-Wert von 10 Prozent gepflanzt werden, können selbst die fähigsten Grower keine Wunder vollbringen. Deshalb nehmen Züchter:innen in der Regel Saatgut von einer THC-reichen Pflanze. Damit nun die Blüten so stark wie möglich werden, wenden erfahrene Züchter:innen im Innenbereich unter anderem die folgenden Methoden an 1, 2:

  • Lichtmanipulation: Cannabispflanzen sind recht anspruchslos und wachsen unter relativ einfachen Bedingungen. Was sie dennoch besonders mögen? Licht. Je mehr Licht sie erhalten, desto größer und stärker werden sie. Warum ist das so? Die Antwort auf diese Frage ist einfacher als Du vielleicht vermutest: Die Cannabispflanze bildet Trichome (der harzige Teil der Pflanze), um sich gegen Pflanzenfresser und starke UV-Strahlen zu schützen. Wenn also Züchter:innen UV-Lampen einsetzen, wird dieser Abwehrmechanismus von den Pflanzen gefördert – und somit die Potenz, denn in den Trichomen der Blüten sammeln sich die Cannabinoide.
  • CO2-Reduzierung: In der Endphase der Blüte findet ein Reifeprozess statt, in der Cannabis vermehrt Trichome, Terpene sowie Flavonoide bildet. Wenn in diesem Stadium das CO2 (Kohlendioxid) verringert wird, produziert die Pflanze vermehrt das natürliche Gas Ethylen, was wiederum die Reifung fördert – und damit die Bildung von Trichomen.
  • Temperatursenkung: Damit sich die Cannabispflanzen „beeilen” muss um ihre Blütezeit zu beenden, wird einfach die Temperatur um drei bis sechs Grad Celsius gesenkt. Um sich vor der (vorgetäuschten) bevorstehenden Frostperiode zu schützen, werden die Cannabispflanzen all ihre Energie für die Harzproduktion aufwenden.
  • Verringerung der Luftfeuchtigkeit: Da das Harz als Schutzfilm für feuchte und trockene Witterungsbedingungen dient, verringern die Züchter:innen die Luftfeuchtigkeit. Auch das kann Cannabis dazu veranlassen, mehr Harz zu produzieren.

Kult-Strains – beliebte starke Cannabissorten

Nicht nur neue Cannabis-Sorten sind für heftige Highs bekannt – auch einige alteingesessene Kult-Strains kommen mit ordentlich THC um die Ecke und lassen Nutzer:innen staunen. Wir haben vier Evergreens für Dich vorbereitet: 

  • Gorilla Glue (BSB Genetcis): Die Gorilla-Version kann einen Spitzenwert von 31 Prozent erreichen und soll Erfahrungsberichten zufolge sehr intensiv und stark sein.
  • Bruce Banner 3 (Grower’s Choise): Die Kreuzung aus Strawberry Diesel und OG Kush erreicht in einigen Phänotypen bis zu 27 Prozent THC. Cannabisnutzer:innen beschreiben die schnell eintretenden Effekte als euphorisierend und entspannend.
  • Girl Scout Cookies (Zamnesia Seeds): Diese Kreuzung aus OG Kush und Durban Poison bietet einen THC-Gehalt von 23 Prozent. Girl-Scout Cookies soll für euphorische und erhebende Momente sorgen.
  • Banana (Zamnesia Seeds): Mit einem THC-Gehalt von bis zu 30 Prozent kann die Kreuzung aus Utopia Banana und OG Kush durchaus überwältigend sein. Aus Erfahrungsberichten ist bekannt, dass Nutzer:innen einen kopflastigen Rausch erleben können, der motivierend und inspirierend sein kann.

Top-10 der aktuellen stärksten Cannabissorten

Einige Sorten, die wir hier vorstellen, sind nicht „neu“ im eigentlichen Sinne, sondern OG-Klassiker, die weiterentwickelt bzw. selektiv gezüchtet wurden. Das bedeutet: Ein:e Zücher:in findet eine Cannabispflanze mit einer bestimmten Genetik, klont diese auf eine neue Generation und schon entsteht eine selektive Cannabissorte mit einem hohen THC-Gehalt.

Hier also unsere Top-10 der potentesten Strains 3:

  • Godfather OG (California Herbal Remedies): Diese Sorte fällt unter die Kategorie Hybride und ist vermutlich eine Kreuzung aus Cherry Pie, OG Kush und Granddaddy Purple mit dem Ergebnis, dass die Cannabisblüten einen Rekord-Wert von über 34 Prozent THC haben können. In der Vergangenheit hat Godfather OG den High Times Cannabis Cup für die beste Indica-Sorte gewonnen. Nutzer:innen feiern Godfather OG für den zerebralen Rausch, der Körper und Geist durchdringt und ein Gefühl der totalen Entspannung mit sich bringen kann.
  • Bruce Banner 3 (Original Sensible Seeds): Die Sativa-dominante Sorte aus Ghost OG und Strawberry Diesel bietet Spitzenwerte von bis zu 30 Prozent THC. Aus diesem Grund gehört es zu den stärksten Sorten der Welt. Erfahrungen zufolge sollen die Blüten jedoch keine übertriebene Sofaschwere mit sich bringen, sondern eher einen heftigen Euphorieschub auslösen.
  • Mimosa x Orange Punch (Barney’s Farm): Bei einigen Phänotypen liegen die THC-Werte bei über 30 Prozent, wofür das Double Purple Punch sorgt. Gemischt mit Zitrus-Sorten sorgt diese Indica-dominante Cannabissorte für einen intensiven Geschmack. Nutzer:innen beschreiben ein Body High und berichten darüber, dass das Gehirn einen Kick bekommt und angenehmen stimuliert wird.
  • Cookies Gelato (Royal Queen Seeds): Mit einem THC-Gehalt von 28 Prozent ist die Tochter von Girl Scout Cookies und Gelato ebenfalls äußerst potent und sorgt laut Nutzer:innen für entspannte Effekte. Ab in die Badewanne!
  • Chiquita Banana (Utoptia-Farms): Diese Variante der Kreuzung aus Banana und OG Kush zeigt Spitzenwerte von bis zu 33 Prozent THC und bringt einen erdigen, würzigen Geschmack mit sich. Nutzer:innen beschreiben die Sorte als entspannend, aber nicht sedierend. Die Kush-Effekte sollen dann mit der Zeit immer stärker werden.

Weitere starke Cannabis-Sorten sind:

  • Runtz (PEV Bank Seeds), Genetik: Zkittlez und Gelato, THC-Gehalt: 27 Prozent
  • Chemical Bride (Green House Seeds), Genetik: Chemdog und Wedding Cake, THC-Gehalt: 27 Prozent
  • Y Griega (Medical Seeds), Amnesia und Kali Mist, THC-Gehalt: 27 Prozent
  • Triple G (Royal Queen Seeds), Gorilla Glue und Gelato, THC-Gehalt: 26 Prozent
  • Wedding Cake (PEV Bank Seeds), Genetik: Triangle Kush und Thin Mint Cookies, THC-Gehalt: 25 Prozent

Wie sich die Potenz von Cannabis über die Jahre entwickelt hat

Die Potenz von Cannabis hat sich im Laufe der Zeit stark erhöht. Faktoren, die diesen Anstieg beeinflusst haben, ist zum einen die Nachfrage von Cannabisnutzer:innen und zum anderen moderne Anbautechnologien.

Um die Potenz von Cannabis zu überwachen, analysiert die University of Mississippi jedes Jahr im Auftrag des US National Center for Natural Products Research (NCNPR) beschlagnahmte Cannabisprodukte auf ihren THC-Gehalt sowie den Gehalt an weiteren Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD), Cannabichromen (CBC), Cannabinol (CBN) und Delta-8-Tetrahydrocannabinol 4.

Die Liste der Ergebnisse ist öffentlich einsehbar und zeigt den enormen Anstieg der THC-Werte. Im Jahr 1995 lag der THC-Gehalt bei 3,96 Prozent und der CBD-Anteil bei 0,28 Prozent. Fünf Jahre später betrugen die Werte schon 5,34 Prozent THC und 0,52 Prozent CBD. Der THC-Wert verdoppelte sich zehn Jahre später auf 10,36 Prozent und nochmal zehn Jahre später (2020) betrug der THC-Gehalt 13,27 Prozent. Für das Jahr 2021 wird ein Spitzen-THC-Wert von 15,34 Prozent angegeben.

Fairerweise ist aber auch zu sagen, dass sich die Analysemethoden natürlich ebenfalls weiterentwickelt haben und nicht mehr auf dem Stand wie im Jahr 1995 sind. Außerdem kam die größte Menge des beschlagnahmten Cannabis damals aus Mexiko und Kolumbien und hat höchstwahrscheinlich auf der Reise in die USA viel Licht, Wärme und Luft abbekommen. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass sich THC nach der Ernte mit der Zeit abbaut. Die heutigen Proben hingegen stammen aus US-Bundesstaaten wie Kalifornien, in denen der Anbau legal ist und die Proben damit auch wesentlich „frischer“ sind.

Kommt die stärkste Cannabis-Sorte aus Berlin?

Wenn wir uns die Kleine Anfrage der FDP aus dem Jahr 2018 ansehen, scheinen die stärksten Sorten aus Berlin zu kommen5. Der innovative und nie enden-wollende Wissensdurst der Freien Demokraten ließ den Abgeordneten Marcel Luthe nachts nicht schlafen, und so sah er sich gezwungen der Berliner Polizei folgende Frage zum Thema “Passiv Kiffen” zu stellen: Wie hat sich der THC-Gehalt von in Berlin sichergestellten Cannabisprodukten (Marihuana und Haschisch) in den Jahren 2007 bis 2017 entwickelt? 

Die Berliner Freund:innen und Helfer:innen, bekannt für außerordentliche Sorgfalt und Kompetenz, fanden im Rahmen dessen folgendes heraus: Cannabis-Produkte, die in den Jahren 2007 bis 2017 auf dem illegalen Markt sichergestellt wurden, sollen THC-Werte von bis zu 44 Prozent aufweisen. 

Stellungnahmen oder Erklärungen zu den Rekord-Werten: Keine. Es ist also völlig unklar, was hier genau untersucht wurde, bzw. welche Beschaffenheit das „Material“ aufwies und welche Messmethode zum Einsatz kam.

Merkwürdig ist es allemal, denn selbst den bekanntesten Grower:innen aus den USA, Kanada oder den Niederlanden gelang es bisher nur in extremen Ausnahmefällen, eine Blüte mit einem THC-Gehalt von über 30 Prozent zu züchten. War das Gras vielleicht gestreckt oder mit synthetischem THC versetzt? Wir werden es nie erfahren, nehmen die Ergebnisse so an und wünschen den Beamt:innen viel Spaß in der Asservatenkammer.

FAQ

Was ist das stärkste Haze?

Es gibt zahlreiche Haze-Sorten, wobei Amnesia Haze wohl die beliebteste Sorte ist. Der THC-Gehalt liegt hier bei etwa 20 Prozent und Nutzer:innen beschreiben ein starkes psychedelisches Kopf-High. Auch Silver Haze bietet mit 20 Prozent viel THC und soll einen regelrecht im Sessel festnageln. Etwas potenter ist die Sorte Purple Haze mit bis zu 21 Prozent THC. Bei dieser Sorte soll der Effekt eher euphorisierend sein.

Disclaimer

Der Besitz, Anbau sowie der Handel von und mit Cannabis ist in Deutschland illegal und kann strafrechtliche Folgen mit sich bringen. Cannabis fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Artikel stellt keine Handlungsaufforderung dar, sondern dient lediglich dem Zweck der Information. 

Quellen

1 Leafly.com, 2021, Patrick Bennett, How to Increase Production of Ripe Trichomes on Cannabis

2 Way of Leaf, 2021, Patrick Lynch, M.A., 5 Hacks to Increase THC when Growing your own Weed

3 High Times, Cannabis Cup Winners

4 Delta-9-tetrahydrocannabinol (THC) and Cannabidiol (CBD) Potency of Cannabis Samples Seized by the Drug Enforcement Administration (DEA), Percent Averages from 1995-2021 Source: Potency Monitoring Program, Quarterly Report # 153, NIDA Contract Number: N01DA-15-7793

5 Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 18/15728, 2018, Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP)

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